Santa Caterina del Sasso

Am Sonntagmorgen trafen wir uns in aller Frühe am Parkplatz eines bekannten Supermarktes in Achern um zur zweiten Fotoreise des AFFCK auf zu brechen. Es begann bereits zu dämmern und wir fuhren über die A5 nach Basel, Luzern, den Vierwaldstätter See, durch den Gotthard Tunnel ins Tessin. Der Ort Lavertezzo im Verzascatal war das erste Ziel unserer Reise.

Lavertezzo ist vor allem durch die Brücke „Ponte dei Salti“ aus dem 17. Jahrhundert mit zwei eleganten Bögen bekannt. Aber auch die für das Tessin typischen Steinhäuser die sogenannten „Rustici“ und die Pfarrkirche „Santa Maria degli Angeli“ sind sehenswert.

Leider war das Wetter nicht so gut wie auf der Nordseite der Alpen und es begann kurz nach unserer Ankunft stärker zu regnen. Wir machten eine kurzen Spaziergang zur und über die Brücke, sowie einen Abstecher in die Kirche. Danach vertrieb uns der Regen weiter in Richtung Süden wo es heller aussah. Wir fuhren am Lago Maggiore entlang nach Verbania der größten Stadt am westlichen Ufer des Lago Maggiore. An der Promenade am Fährhafen war gerade ein kleiner Markt mit Kunstgewerbe und Spezialitäten der Region. Und wir schlenderten, nach einem gemütlichen Café unter freiem Himmel, an den Ständen der Uferpromenade entlang. Danach ging es nach Oggebbio in unser Hotel. Nach einchecken, auspacken und einem kurzen Abstecher nach Cannobio auf einem Eis trafen wir uns zum Abendessen aus  der Terrasse des Hotels. Wir verbrachten den Abend mit guter italienischer Küche und einem schönen Blick über den Lago
Maggiore.

Der zweite Tag begann mit einem guten Frühstück aber leider auch mit leichtem Regen. Wir fuhren nach Arona zur Statue des „San Carlo Borromeo“ einer 23 Meter hohen Kupfer-Kolossalstatue. Sie war bis zum Bau der Freiheitsstatue in New York die höchste von innen begehbare Statue der Welt. Danach machten wir uns auf den Weg nach Leggiuno um das Eremiten- und Wallfahrts-Kloster Santa Caterina del Sasso zu besuchen. Wir erreichten das alte Kloster kurz vor 12 Uhr und erfuhren überrascht dass, die Gebäude über Mittag für zwei Stunden geschlossen wurden. Ein Mann der uns am Ausgang des Gelände ansprach wies uns den Weg zu seinem Familien Restaurant in der Nähe wo wir für kleines Geld ein reichhaltiges und gutes Mittagessen bekamen. So konnten wir die zwei Stunden angenehm überbrücken. Und frisch gestärkt ging es an die zahlreichen Treppen die zum Kloster hinun2016 05 stefan spies 3terführten.

Die ehemalige Einsiedelei liegt unterhalb, einem senkrecht zum See abfallenden, Felsen und war lange Zeit nur mit dem Boot erreichbar. Das Kloster gehört mittlerweile der Provinz Varese. Der Bau wurde Anfang des 13. Jahrhunderts begonnen, die Hauptarbeiten datieren aber um 1300/1320. Der Kern des Baukomplexes ist die kleine Kirche, die der hl. Katharina von Alexandrien geweiht ist. Der Beiname „del sasso“ oder erweitert „del Sasso Ballaro“ bezieht sich auf ein Ereignis von 1640, als eine Steinlawine den Hang herunterkam und erhebliche Schäden verursachte. Sasso bedeutet Stein und ballare heißt so viel wie wackeln.

Der reiche Kaufmann Alberto Besozzi soll das Kloster um 1170 gestiftet haben, nachdem er hier einen Schiffbruch glücklich überstanden hatte und danach zum Eremiten geworden war. Sein Leichnam wird im Inneren der Kirche aufbewahrt. Im Jahr 1230 bauten Dominikanermönche den kleinen Konvent und das Oratorium. Um 1450 wurden zusätzliche Treppenhäuser eingezogen, die die einzelnen Bauteile miteinander verbanden. In den folgenden Jahrhunderten wurde das Kloster mehrmals umgebaut und erweitert, um den wachsenden Pilgerströmen mehr Raum bieten zu können. Der Kirchturm des 14. Jahrhunderts ist noch romanisch. Die Renaissance-Dekorationsformen an der heutigen Fassade stammen aus dem 15. Jahrhundert.

Das dritte Ziel des Tages war die Burg „Rocca di Angera“ im kleinen Ort Angera am südöstlichen Ufer des Lago Maggiore. Das mächtige Kastell, das auf einem Vorsprung gelegen die Umgebung dominiert ist weithin über den See sichtbar. Die älteste Erwähnung dieses Bauwerks datiert um 1066. Die Rocca di Angera, seit 1449 im Besitz der Familie Borromeo, beherbergt ein Museum für Puppen und Spielzeug aus mehreren Jahrhunderten. Wunderschöne Fresken sind im Innern der Burg zu bestaunen. In einem Raum konnten wir der Restaurierung dieser Fresken zu sehen.

Der dritte Tag war den beiden kleinen Seen südwestlich des Lago Maggiore gewidmet. Der Lago di Mergozzo gilt als einer der saubersten Seen Europas. Um die hohe Qualität des Seewassers zu schützen wurde 1995 ein Verbot für Motorboote erlassen. Der Ort Mergozzo gilt etwas abseits vom Trubel des Lago Maggiore als Tipp für Ruhe und Erholung. Nach einem kleinen Rundgang durch den schönen Ort ging es weiter an den Ortasee.2015 05 stefan spies 2

Der Lago d’Orta oder Ortasee ist ein Fjordsee der durch die Erosion eines Gletschers im bereits bestehenden Flussbett entstand. Orta San Giulio liegt am Ostufer des Ortasees auf einer in den See hineinragenden Landzunge und ist ein bedeutender Fremdenverkehrsort mit malerischer Altstadt. Die meisten Bürgerhäuser stammen aus der Zeit der Renaissance und des Barock. Der zentrale Platz, die Piazza Motta, ist das Wohnzimmer von Orta, das Herz des städtischen Lebens. Hier wird seit dem Jahre 1228 an jedem Mittwoch der Wochenmarkt abgehalten. Hier werden auch Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen angeboten. Auf der Piazza machten wir nach unserem Rundgang durch den Ort eine kurze Mittagspause bevor wir mit einem kleinen Boot auf die Isola San Giulio übersetzten.


In der Mitte des Sees liegt eine Insel, die Isola San Giulio, benannt nach dem griechischen Diakon Julius, der hier am Ende des 4. Jahrhunderts lebte und eine kleine Kirche errichtete. Auf der Insel liegt der historische Ursprung der Besiedlung. Im Mittelalter beherbergte sie vermutlich einen Sitz der Bischöfe von Novara und war als Festung ausgebaut. Später war sie sicher deren Sommerresidenz. Die kleine Insel ist dicht mit historischen Bauten bebaut. Auf der Insel thronen eine mittelalterliche Basilika, die Basilica di San Giulio, ein Nonnenkloster, die Abtei Mater Ecclesiae und ein Glockenturm. Im Innern entsteht so zwischen den Häusern am Seeufer und den Sakralbauten eine schmale Gasse die als Weg der Stille bezeichnet wird. Unseren nachmittags Café tranken wir in Stresa dem wir auf dem Heimweg liegend ein kurzen Besuch abstatteten.

Am vierten Tag standen die Boromäischen Inseln auf unserem Programm. Die drei vor Stresa gelegenen Inseln sind eines der Hauptziele des oberitalienischen Sees. Auch an diesem Tag hatte der Wettergott kein Einsehen und so präparierten wir uns mit Regenkleidung und Schirm. Wir lösten ein Ticket für alle Inseln und begannen unsere Tour auf der Isola Madre der größten der drei Boromäischen Inseln. Der Palazzo der Isola Madre ist seit 1978 dem Publikum geöffnet. Er wurde mit Einrichtungsgegenständen aus den verschiedenen Wohnsitzen der Familie Borromeo vollkommen neu eingerichtet. Lebensgroße Figuren in historischen Gewändern und mit Requisiten bestückt lassen das Leben vergangener Zeiten lebendig werden. Der Botanische Garten mit seinen zum Teil exotischen Gewächsen und pittoresken Lauben fiel aber leider buchstäblich ins Wasser. Und so verließen wir die Insel nach einem Rundgang durch den Palazzo in Richtung Isola dei Pescatori.

Auf der Fischerinsel machten wir einen Rundgang durch die engen Gässchen des Ortes. Es leben noch ca. 40 Bewohner auf der Insel. Nur noch eine Familie lebt laut Quellen im Internet vom Fischfang im Lago Maggiore. Der Vorteil des Wetters war das wir uns die Trattoria für unsere Mittagspause aussuchen konnten. Das ist an „normalen“ Tagen kaum möglich. Nach dem Essen besuchten wir die Kirche des Ortes San Vittore. Die mehrstöckigen Häuser weisen charakteristische lange Balkone auf, an deren Geländer traditionell der Fisch getrocknet wird. Die Hafeneinfahrt wird von einer lebensgroßen Statue der betenden Madonna beschützt. Jedes Jahr am 15. August zieht eine Prozession mit der Statue des Schutzpatrons auf einem Boot um die Inseln, die von zahlreichen Touristen und Einheimischen schwimmend begleitet wird.

Die Isola Bella war das letzte Ziel des Tages. Wir besuchten den imposanten Palast der Boromäer. Das Schloss mit seinem großen Garten ist eine Demonstration der Macht der Italienischen Adelsfamilie. Die Räume sind wie der Palazzo auf der Isola Madre mit antiken Möbeln und Gegenstände reich dekoriert. Carlo III. Borromeo begann damit, den ursprünglichen hohen Felsen zu planieren und darauf einen Palast für seine Frau, Isabella D’Adda, zu errichten. Nach ihr wurde die Insel in Isola Isabella umbenannt, mit den Jahren verkürzte sich der Name zu Isola Bella. Vorher stand auf der Insel nur ein kleines Fischerdorf. Neben dem Palast und seinem Garten liegen am Westufer noch einige Häuser dieses Dorfes am Fuße der Palastmauern. Sie beherbergen meist Gaststätten und Souvenirgeschäfte. In einem davon fanden wir einen gemütlichen Gastraum mit Kamin und wärmten uns mit einem Café auf.

Am Morgen des letzten Tages verließen wir, nach einen ausgiebigen Frühstück, das regnerische Italien in Richtung Norden. Wir machten noch einen kurzen Zwischenstopp in Cannobio wo wir die Wallfahrtskirche Santissima Pietà besuchten. Die Kirche ist in Italien wegen des Blutwunders von Cannobio sehr bekannt. Im Mittelalter war die Kirche einer der beliebtesten Wallfahrtsorte in Italien.