Kappelrodeck (gat). Was ist das eigentlich für eine Sehnsucht, die einen Menschen treibt, steilste Wände hochzuklettern, schier unglaubliche Strapazen auf sich zu nehmen und am Ende all der Strapazen auf einem Gipfel vor Glück zu schreien und zu jubeln wie ein Kind? Extrembergsteiger Thomas Huber machte am Samstagabend mit seinem Multivisionsvortrag „Sehnsucht Torre“ beim Film,- und Fotoclub Kappelrodeck sein Herz weit auf und gab tiefe Einblicke in die Seele eines Extrembergsteigers.


„Mutig sein im Leben und aufzubrechen ins Ungewisse, das Leben in seiner Unmittelbarkeit zu spüren“, nannte er gleich zu Beginn seines Vortrags als Motiv und bekannte: „Ich bin süchtig nach der Musik des Abenteuers“. Und dann erzählte er zu atemberaubenden Bildern einerseits und zu Bildern von kristalliner Schönheit andererseits seine Ballade der Sehnsucht, der Sehnsucht nach der Besteigung des „Cerro Torre“ in Patagonien in Argentinien auf einer geradezu wahnwitzigen Route. „Im Jahre 2005 hat diese Sehnsucht begonnen“, teilte er mit und zeigte seine geplante Route über den Cerro Standhardt, Punta Heron, Torre Egger auf den Gipfel seiner Freiheit, den Cerro Torre. Schon die Vorstellung der Route konnte jedem in der Achertalhalle den Atem rauben, aber Thomas Huber löste diese Spannung im klangvollen bayrischen Dialekt humorvoll auf „S‘ is a ausgedehnte Tagestour, Ihr dadet`s doch au dia Route nehmen - oder?“.
Bis er schließlich seine Sehnsucht stillen konnte, passierten zahlreiche Unternehmungen mit vielen einzigartigen Momenten, 2015 stand er am Ziel. Mehrfach setzt die Natur einen Riegel vor die Sehnsucht. Mal sind es trotz Traumwetter zu hohe Temperaturen, mal verhageln Sturm und grässliche Bedingungen das Ziel und zwischendurch droht die Entdeckung eines Krankheitsbefunds in der Niere dem Bergsteigen für immer den Garaus zu machen. Aber der Befund ist nicht bösartig, alles wird gut und so lebt die Sehnsucht weiter. Zwischendurch besteigt Thomas Huber den Mount Asgard in Kanada im Auyuittuq-Nationalpark auf Baffin Island, Nunavut. Aufstieg und Fall, Rückschläge und Erfolge gehören immer dazu. Er macht sein Publikum mit großartigen Bergsteigerkameraden bekannt und trauert um diejenigen, die gestorben sind.
Immer wieder gelang es ihm in seinem Vortrag, mit einem natürlichen Humor die Spannungen aufzulösen und sein Publikum spontan zum Lachen zu bringen und er bekannte auch im Verlauf seines Vortrags: „Es muaß immer was zum Lachen geben, Ihr lacht’s doch au gern – oder?“ Amüsant waren auch seine bildhaften Beschreibungen. Vom Mount Asgard meinte er „Schaut doch aus wie ein großer Mülleimer in der Landschaft.“ Und am Ende erfasste er sein Publikum mit seiner unbändigen Lebensfreude: „Jetzt bin i do, wo i hiekomme wollt, wo mich mei Herz hinzogen hat“ ein letztes Mal. Es dankte ihm mit Riesenbeifall. Ein Herz hat er auch für Kinder in Patagonien, denn die Einnahmen für die signierten Plakate, die er in der Pause verkaufte, gehen nach Patagonien, um dort eine Schule zu bauen. Mit Thomas Huber hat der Film- und Fotoclub Kappelrodeck zum zweiten Mal einen großartigen Griff für seine traditionelle Multivisionsveranstaltung im Herbst getan.
Fotos:

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Extrembergsteiger Thomas Huber war zu Gast beim Film- und Fotoclub Kappelrodeck. Die Einnahmen für seine signierten Plakate dienen zum Bau einer Schule in Patagonien.